Sonntag, 17. Juni 2012

Die europäische Fischereipolitik muss nachhaltiger werden!

Bildquelle: European Commission Audiovisual Services  P-008961/00-26  

Die Fischereipolitik Europas muss dringend reformiert werden. Es werden nämlich systematisch mehr Fische gefangen, als nachwachsen können. Das dünnt die Bestände aus und gefährdet das Ökosystem der Meere.
Drei Viertel aller Fischbestände sind zurzeit überfischt: 82 Prozent im Mittelmeer und 63  Prozent im Atlantik. Die Fischindustrie verzeichnet immer geringere Fänge, und ihre Zukunft ist ungewiss. Es ist an der Zeit, die Fischerei so zu gestalten, dass sie ökologisch, wirtschaftlich und sozial dauerhaft tragfähig ist.
Dafür hat die Fischereipolitik der EU ein gerüttelt Maß an Verantwortung zu übernehmen. Der Schweizer Verein fair- fish Association nennt einige Hauptgründe für den Bankrott der bisherigen GFP:
a) Der Fischkonsum ist viel zu hoch, oder wie es der renommierte Meeresbiologe Prof. Daniel Pauly im Film «The End of the Line» auf den Punkt bringt: Der Fisch ist nicht einfach verschwunden – wir haben ihn gegessen!
b) Aquakultur löst das Problem nicht, sondern verschärft es noch – solange Arten gemästet werden, welche mehr Fisch fressen, als sie selber auf den Teller bringen.
c) Europäische Flotten haben die europäischen Meere weitgehend leergefischt. Solange sie das in fernen Meeren wiederholen dürfen, ist die Branche nicht zur Umkehr gezwungen.
d) Die GFP hat bisher einseitig die industrielle Fischerei unterstützt und damit Kapazitäten geschaffen, die nicht nur viel zu groß sind, sondern sich zudem schlecht auf nachhaltige Fischerei umrüsten lassen.
e) Wegen dieser Einseitigkeit hat die GFP viele kleine lokale Existenzen in der Fischerei zerstört, und zwar ausgerechnet jene, welche sich technisch am leichtesten nachhaltig umgestalten liessen und welche wegen ihrer lokalen Bindung am stärksten an dieser Nachhaltigkeit interessiert wären.
f) Die GFP hat Fische bisher als Rohstoff behandelt wie etwa Mais oder Zucker. Solange Fische nicht wie leidensfähige Lebewesen behandelt werden, wird es schwierig sein, zu einer rücksichtsvollen Fischerei zu gelangen. Fischereimethoden, welche keine rasche Betäubung und Tötung der gefangenen Fische erlauben, nehmen in der Regel auch wenig Rücksicht auf die Schonung der Ressourcen.
Gemeinsame Fischereipolitik - GFP. Das Ziel der "neuen" EU-Fischereipolitk (Gemeinsame Fischereipolitik - GFP) ist es erklärtermaßen, die Fischbestände wieder auf ein stabiles Niveau zu bringen. Dass dies aber, wie die EU meint dadurch gelingen soll, dass man die Fischereiindustrie stärkt, scheint fraglich. Denn die Fischindustrie verzeichnet immer geringere Fänge, und ihre Zukunft ist ungewiss. Zudem fängt sie den Fisch für Europa nicht hier. Umgekehrt gilt allerdings, dass die EU jeglichen Zugang zu europäischen Gewässern, Häfen und zum Binnenmarkt für die Nicht-EU-Fischerei und ihre Erzeugnisse unterbindet. Das neue Regelwerk soll 2013 in Kraft treten. Es bietet eine vielleicht letzte Chance. Der Terminplan sieht vor, dass das Regelwerk im November 2012 im Plenum des Europäischen Parlaments abgstimmt werden soll.

Greenpeace fürchtet, dass die EU sich statt auf eine Reform auf einen Kuhhandel einlässt. Statt bis 2015, wie international gefordert, wollen sie die Schonung und Erholung der Fischbestände auf 2020 verschieben. Mit zahlreichen Protestaktionen haben Greenpeace-Aktivisten sich seit über einem Jahr für eine Reform eingesetzt, die diesen Namen verdient. Sie haben riesige Fischtrawler verfolgt, haben die Öffentlickeit mobilisiert, Steuerzahler darüber informiert, wie ihr Geld in eine skrupellose Fischereiindustrie fließt, haben Handel und Verbraucher sensibilisiert. Sie sind vor der westafrikanischen Küste unterwegs gewesen, wo Megatrawler der EU nun fremde Meere plündern.

Tatsächlich sieht der "Kompromiss" der EU-Minister vom 13. Juni 2012 in Luxembburg vor, dass das Prinzip des es maximalen Dauerertrages (MSY) "so bald wie möglich", spätestens aber bis 2020 verwirklicht wird. Deutschland hat sich auch durchgesetzt, dass das Management für die neue Fischereipolitik bei den Mitgliedsländern bleibt und damit nicht durchsetzbar gestaltet wurde. Von anderer Seite wurde wiederum das Rückwurfverbot wirksam torpediert.

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